A Painting is Infinite / Bilder gehen nicht zu Ende

Text by Vera Beyer, 2002

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Paintings are rectangular. So are walls. In this case, the wall becomes a painting. Figures go beyond this surface, beyond the edges of the picture, becoming part of the walls‘ surface. The white in them becomes part of the background. In back of them, however, is what they emerge from. The space between these figures suggests depth. Yet this depth is contained within a wall’s surface. The spatial play created in the space between figures opens up the ‚un-depth‘ of the wall for viewers to behold. This is the space that painting inhabits, a space that seems to be both in front of, and behind that wall. This is how painting alters how viewers perceive space: as soon as a viewer enters the space where the paintings can be viewed, they are in that painting, playing a role in it. This interaction between spaces is also reflected in how video functions: it is seen on a projected surface that appears to be on another plane than the wall, taking up space.

One can, eventually, no longer distinguish between fades and real movement in space. This idea is familiar from films that are made entirely out of series of photographs. Such films evoke what occurred in the time that elapsed, seen, in this instance, in individual, self-contained images of a moment in time. Yet, in this instance, the pictures are drawings; these are images that require time to be realised. Traces of memory, and the reconstruction thereof, ergo the passage of time, become visible in each, individual picture. It is never complete, never really finished. A picture takes time. Time passes during the period in which a picture is made as well as in the series that reflects a specific development. It is not, therefore, a matter of whether one is discussing an individual picture, or a series of a number of images. A painting is, actually, a lot of pictures at once.

Paintings expand into space and time stretches into paintings. It is impossible to determine where a painting stops and where another starts, whether in space or in time, because a painting is infinite…

Translation: Deborah Phillips

Bilder gehen nicht zu Ende

Ein Bild ist ein Rechteck. Eine Wand auch. Hier wird die Wand zum Bild. Die Figuren überschreiten, überlaufen, übergehen den Rand eines Bildes und besiedeln die Fläche der Wand. Ihr Weiß wird zum Grund; zum Hintergrund vor dem sich die Figuren abzeichnen, aus dem sie heraustreten, von dem sie sich abheben – oder auch zum Vordergrund, hinter den sie zurücktreten. Zwischen den Figuren in ihren Größenverhältnissen spannt sich ein Raum auf, der Eindruck von Distanz entsteht. Figuren stehen in der Tiefe der Wand. Das räumliche Spiel, die räumliche Distanz zwischen den Figuren eröffnen einen Raum in der Untiefe der Wand. Die Malerei nimmt den Raum ein. Sie spielt sich vor und, scheinbar, hinter der Oberfläche der Wand ab. So erstreckt sich Malerei in den Raum des Betrachters – der Betrachter ist, sobald er den Raum betritt, im Bild – figuriert im Bild, spielt eine Rolle darin.

Dieses Spiel der Überlagerung von Raumebenen spielt auch das Video aus, dessen Projektionsfläche, bezeichnenderweise aus der Wand herausgelöst, im Raum steht. Die Tiefe der Fläche wird so allerseits offensichtlich. Denn tief ist diese Fläche. In ihr stapeln sich unzählige Zeichnungen – überlagern sich, als sei es ein Daumenkino: tiefere Schichten bleiben im Auge, wenn andere sie schon überlagern. Ein Grund überlagert den nächsten, Figuren verschwinden im Hintergrund. Eine Figur hat verschiedene, wechselnde Gründe. Film unter die Zeitlupe genommen. Überblendungen sind von Bewegung kaum mehr zu unterschieden. Im Prinzip kennt man dies aus Filmen die sich aus Photographien zusammensetzen. Dort erfindet die Erinnerung ihre Geschichte in der Zwischenzeit – zwischen einzelnen abgeschlossenen Momentaufnahmen. Hier jedoch handelt es sich um Zeichnungen. Ihre Entstehung nimmt Zeit in Anspruch. Die Spur der Erinnerung, und deren Rekonstruktion, kurz der Lauf der Zeit, ist hier schon im Einzelbild sichtbar. Es ist nicht vollständig, nie fertig. Ein Bild dauert. Zeit vergeht in Verlauf eines Bildes sowie im Laufe der Bilder. So ist nicht zu sagen ob es sich um die Entstehung eines oder vieler Bilder handelt. Ein Bild sind viele Bilder.

Bilder erstrecken sich in den Raum und die Zeit erstreckt sich ins Bild. Es ist nicht festzustellen wo ein Bild aufhört und wo ein anderes anfängt – weder im Raum noch in der Zeit. Das Bild geht nicht zu Ende.